Thüringer Gemeinschaftsunterkünfte besser ausstatten

Anlässlich der Meldung vergangener Woche, dass die Gemeinschaftsunterkunft im Thüringischen Merkers unter Quarantäne gestellt wurde und dass die Quarantänebestimmungen der Gemeinschaftsunterkunft mit Hilfe der Polizei durchgesetzt und überwacht werden, erklärt Patrick Beier, migrationspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Thüringer Landtag:

„Wenn die Polizei gebeten wird, Quarantänen durchzusetzen bzw. diese abzusichern, kann man davon ausgehen, dass es im Vorfeld zu Versäumnissen gekommen ist. Wer sich beispielsweise selbst in häusliche Quarantäne begeben muss, weiß wie entbehrungsreich diese Zeit ist und mit welchen Ängsten sie verbunden sein kann. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Thüringer Krankenhäuser an ihren Kapazitätsgrenzen sind, die Intensivstationen voll sind. Aber zumindest ist der Komfort der eigene vier Wände gegeben. In vielen Gemeinschaftsunterkünften mangelt es aber am Nötigsten, um den Widrigkeiten der Quarantäne angemessen begegnen zu können."

"Auf der anderen Seite“, ergänzt Beier, „muss man auch diejenigen Bewohner verstehen, die bisher nicht positiv auf das Virus getestet worden sind, die aufgrund des hohen Anteils von Infizierten aber innerhalb des Gebäudes nicht räumlich von den Infizierten getrennt werden können. Das ist ein ganz natürlicher Fluchtreflex. Und wer aufgrund von Quarantäne gezwungen ist, über einen längeren Zeitraum seine Zeit damit zu verbringen, in einem kleinen Zimmer auf weiße Wände zu starren, nimmt Schaden. Ich verstehe jeden, der sich dem entziehen möchte. Das unerlaubte Verlassen der Unterkunft ist hier ein natürlicher menschlicher Impuls. Mein Appell ist es Thüringer Gemeinschaftsunterkünfte - so denn keine Einzelunterbringung möglich ist - ebenso wie die Suhler Erstaufnahmeeinrichtung, sowohl personell als auch materiell so auszustatten, dass man auch der schwierigen Situation einer Quarantäne begegnen kann, ohne in letzter Instanz auf die Einsatzkräfte der Polizei zurückgreifen und unschöne Bilder, die an geschlossene Einrichtungen erinnern, produzieren zu müssen. Dazu gehören konkret die Vermittlung und Erläuterung der Problematik in der eigenen Sprache durch Sprachmittler, ausreichende Betreuung sowie hinreichende Möglichkeiten sinnstiftenden Beschäftigungen nachgehen zu können“, so Beier abschließend.